Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, bestanden die „Ordnungskräfte“ der Stadt aus ihren Bürgern, die sich die dafür nötige Schutzbekleidung und Ausrüstung selbst zulegen und unterhalten musste. Generell vorgeschrieben waren dazu: Helm, Harnisch, Handschuhe und Stangen- oder Schusswaffe.
Als „Harnisch“ bezeichnet man eine Schutzbekleidung des Oberkörpers; dies kann ein Plattenpanzer sein, aber auch ein Ringpanzerhemd, eine „Panzerweste“ oder Brigantine oder ein gesteppter Textilpanzer aus vielen Schichten Leinenstoff.
„1476“ kann die gesamte Vielfalt der städtischen Rüstungen mit unterschiedlichen Helmformen, den verschiedenen Harnischarten, den Handschuhen und dem gesamten Zubehör als Display oder „am Mann“ präsentieren. Von der einfachen knechtischen Brustplatte bis hin zum kompletten Plattenharnisch zeigen wir den Aufbau und das Zusammenspiel der spätmittelalterlichen Rüstung und lassen den Besucher durch das Erlebnis des Berührens und Tragens ein bisher unbekanntes und ungewohntes Gefühl von Sicherheit erleben.
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Ab der Mitte des 15. Jhd. lösten die verschiedenen Arten von lunten-gezündeten Handbüchsen langsam die Armbrust als gebräuchlichste Schusswaffe des städtischen Militärs ab. Sie waren einfacher und somit billiger herzustellen, unkompliziert in der Handhabung und äußerst effektiv in allen möglichen Arten des Einsatzes. Als Munition der Armbruste dienten aufwendig gefertigte und ballistisch anspruchsvolle Bolzen, während die Handbüchsen mit Bleikugeln auskamen, die theoretisch in jeder Küche gegossen werden konnten. Und es war den Städten problemlos möglich, Schwarzpulver als Treibmittel in größeren Mengen zu produzieren.
Während es Monate, wenn nicht Jahre dauerte, einen Armbrustschützen auszubilden und für die Beherrschung der Waffe ständiges Training erforderlich war, kann man einen Handbüchsenschützen verhältnismäßig schnell ausbilden und einsetzen. Zwar war die Waffe nicht so genau und zielsicher wie eine Armbrust, aber das konnte durch die große Zahl und den schnelleren Ladevorgang ausgeglichen werden.
In der militärischen Darstellung von „1476“ übernehmen die Handbüchsenschützen einen wichtigen Teil. Das Schützenfähnlein demonstriert Handhabung und Einsatz dieser Waffe und erweckt und bindet durch Knall und Rauch das Interesse der Besucher.
Unsere Schützen verfügen alle über die gesetzlich vorgeschriebene Ausbildung und Qualifikation für den Umgang mit Schwarzpulver und die nötige Erfahrung, dem Publikum einen gefahrlosen Einblick in die faszinierende Welt der „feurigen Künste“ zu gewähren.
Kanonen bzw. „Büchsen“ waren ein wesentlicher Faktor in der städtischen Machtpolitik. Sie gaben den Bürgern das Gefühl der Sicherheit und Überlegenheit und damit das Selbstbewusstsein, sich einen wesentlichen Platz in der internationalen Politik zu erringen und behaupten. Bei der Verteidigung der eigenen oder zur Zerstörung feindlicher Befestigungen wurden sie ebenso eingesetzt wie als reines Druckmittel zur Durchsetzung städtischer Interessen.
Einen entsprechenden Stellenwert hatten die für diesen Bereich des Wehrwesens verantwortlichen Personen. Die „Büchsmeister“ waren keine Soldaten, sondern hochgeachtete Handwerksmeister, die ihre Büchsen nicht nur schossen, sondern auch bauten. Außerdem stellten sie das benötigte Pulver her, bildeten die Mannschaften aus und leiteten ihren Einsatz.
„1476“ besitzt zwei Büchsen verschiedener Bauart, eine „Kammerbüchse“, also eine Hinterladerkanone, und einen Vorderlader größeren Kalibers. Bei Veranstaltungen demonstrieren wir nicht nur Handhabung und Schussgeschwindigkeit, sondern vermitteln auch Informationen über Bauart, Einsatzmöglichkeiten, verschiedene Geschossarten und Wirkung der Büchsen.
Die Schießvorführungen mit Lärm, Feuer, Qualm, Kommandorufen und Pulvergestank genießen stets die höchste Aufmerksamkeit der Besucher aller Altersgruppen.
Mit der Verbreitung des Schützenwesens entwickelten sich aus den kleinen städtischen Schießen, die zur Übung und Verbesserung der Fähigkeiten der einzelnen Schützen der Aufgebote dienten, die großen Schützenfeste des 15.Jahrhunderts.
Eines der bekannten und sehr gut dokumentierten seiner Art ist das sogenannte "Augsburger Stahlschießen", aber auch andere große Reichsstädte wie Ulm, Stuttgart und Würzburg waren für ihre Schützenfeste berühmt.
- Augsburg und seine Stahl-Schießen : ein geschichtliches Fragment (August-Adam, Joseph - Augsburg 1824 - 12501324 Regensburg, Staatliche Bibliothek -- 999/4Bav.5418)
Es ist für uns nur schwer vorstellbar, wie prächtig diese Feste gewesen sein müssen. Das Augsburger Schießen von 1470 dauerte 15 Tage und der Hauptpreis - eine silberne Schale mit Deckel, innen und außen vergoldet - hatte einen Gegenwert von 101 Gulden. Allein die Verpflegung der Schützen - täglich eine halbe Maß Wein, eine große Semmel und ein achtel Pfund Käs schlugen der Stadt mit 600 Gulden zu Buche. Vor der Stadt bei der Schießstätte standen Zelte, "zwei schöne, geschlossene Hütten für die vornehmen Fremden, den Rath und die Zielherren, zwei Hütten für das Stadtgesinde, Garküchen und Bierkeller."
Zu diesen Festen wurden per gedrucktem "Schützenbrief" die besten "Schützenmeister und Schützengesellen" eingeladen, um sich im Armbrust- und Büchsenschießen zu messen. Einige dieser Schützenbriefe sind bis heute erhalten und können hier eingesehen werden:
- Marcus Ostermann: „Vmb kurczweil vnd schiessens willen“. Zu den gedruckten Schützenbriefen des 15. Jahrhunderts. (Einblattdrucke des 15. u. frühen 16. Jahrhunderts. Tübingen 2000 S. 397–443)
Aber nicht nur das Schießen mit Büchse und Armbrust spielte hierbei eine Rolle, sondern auch die körperliche Konstitution der Schützen. So gehörten auch Wettläufe, Steinstoßen, Weitsprung, sowie Reiten, Ringen und weitere Sportarten zu den ausgetragenen Wettkämpfen.
Und auch das heute noch in einigen Gegenden Deutschlands im Schützenwesen praktizierte Vogel-, Adler- oder Papageienschießen ist ein Erbe der Schützenfeste des 15.Jahrhunderts.
