jo
Uncategorised
Das französische Wort Etui, zu deutsch Futteral, beschreibt ein Behältnis zum Aufbewahren verschiedener Gebrauchs- oder Wertgegenstände. Je nach seinem Inhalt nennt man es beispielsweise Messer-, Löffel- oder Brillenfutteral. Futterale des Mittelalters bestanden entweder komplett aus Leder oder bei größeren Objekten aus einem Holzkern, der mit Leder oder mit Edelmetallen überzogen war. Noch heute findet man solche Behältnisse in Kirchen, worin Messgefäße oder Monstranzen geschützt aufbewahrt werden. Innen sind die Futterale mit weichem Material, wie Samt, Seide oder auch Leder beschlagen. Außen waren die Futterale oftmals reich verziert. Dazu wurden unterschiedliche Präge- und Lederschnitttechniken verwendet.
Interessierte Besucher können hier einem Futteralmacher bei der Arbeit über die Schulter schauen und beobachten wie Futterale angefertigt und verziert werden. Sie werden staunen, für welche Objekte es Futterale gab.
Die Kleidung des Mittelalters besaß keine eingearbeiteten Taschen. Statt dessen wurden Beutel und Taschen benutzt, um die Dinge des täglichen Bedarfs wie Essbesteck, Geldbeutel, Feuerstahl, Paternoster und sonstige Kleinteile bei sich zu tragen. Diese wurden am Leibriemen befestigt. Während man anfangs vermehrt einfache Beutel verwendete, erlebte die Taschen im 13. und 14. Jahrhundert einen wahrhaften Boom und waren bald ebenso verbreitet wie die Beutel. Von diesem Zeitpunkt an findet man auf den Abbildungen bei Frauen und Männern unterschiedliche Accessoires: Während Frauen fast ausschließlich Beutel verwenden, tragen Männer sowohl Beutel als auch Taschen, wobei letztere häufiger zu sehen sind.
Leider sind nur wenige Funde spätmittelalterlicher Taschen erhalten, jedoch zeigt sich auf den Abbildungen eine reiche Vielfalt an Formen. Hier erkennt man verschiedene Verzierungen der Taschen: mit Messing- oder Zinnbeschlägen und Schnallen, oft auch mit Prägetechniken. Ebenso ist die Verwendung von Seidenschnüren und Perlen aus Glas, Bein und anderen Materialien durch Funde belegt. Eine Vielzahl der erhaltenen Taschen besteht aus einem dünnen Rindsleder.
Zum Nähen wurden gewachste Zwirne verwendet. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass in den höheren Bevölkerungsschichten oder im klerikalen Umfeld auch wertvollere Materialien, wie Brokat oder Samt für Taschen verwendet wurden.
Während in kleineren Städten vom sog. Beutler sowohl Beutel als auch Taschen hergestellt wurden, fand mit zunehmender Größe der Städte und Bedeutung des Zunftwesens eine Trennung in die beiden Berufsbilder Beutler und Taschner statt.
An dieser Station erlebt der Besucher, wie Taschen oder Beutel in reiner Handarbeit produziert werden. Dabei kommen Rekonstruktionen von Originalwerkzeugen zum Einsatz, die man nicht nur sehen, sondern auch ‚begreifen‘ kann. Die Besucher erfahren mehr über den Beruf der Taschner und Beutler, über die Formenvielfalt der zeitgenössischen Taschen und deren Inhalt. Wir zeigen Ihnen, was die Menschen im Mittelalter alles bei sich trugen und wofür es verwendet wurde.
Verschwenderische Verzierungen und Dekorationen durch Stickereiein auf liturgischen Gewändern und Paramenten waren ein fester Bestandteil kirchlicher Pracht.
Prunkvoll bestickte Gewänder und Mäntel repräsentierten die Macht und den Reichtum von Königen und Königinnen, Fürsten und anderen Adligen. Stickereien wurden sogar in der internationalen Diplomatie eingesetzt, z.B. als Geschenk.
Im späten Mittelalter wurden Stickereien nicht nur in Klöstern und in höfischer Umgebung gearbeitet, sondern hauptsächlich im Auftrag der Kirche und der Aristokraten, in organisierten Stickerei Werkstätten angefertigt.
Dabei ist hervorzuheben, dass diese Tätigkeit nicht nur ausschließlich von Frauen, sondern auch von Männern ausgeübt wurde.
Ein handwerklich geschickter Sticker konnte es durchaus zu Wohlstand und Ansehen bringen.
Besonders die Goldstickerei wurde im späten Mittelalter zu höchster Perfektion gebracht. Unsere Stickerin arbeitet an einer Kopie einer original Stickerei aus dem 15. Jahrhundert, so dass die Besucher auf unseren Veranstaltungen die Technik des Goldstickens beobachten können:
Hierbei wird mit einem Goldfaden gearbeitet, der mit farbigem Seidengarn auf der Oberfläche des Grundstoffes mittels der sogenannten Anlegetechnik befestigt wird. Der Grundstoff ist Leinen, welcher damals wegen seiner Haltbarkeit sehr häufig zum Einsatz kam. Der Goldfaden ist ein vergoldeter Silberfaden wie er seit dem späten Mittelalter verarbeitet wurde und das Seidengarn besteht aus 100% Filamentseide .Diese Technik wurde mit verschiedenen anderen Sticharten und –techniken ,wie Spaltstich oder Nadelmalerei kombiniert.
Von der Stickerin erfahren Interessierte Details über die verschiedenen Sticktechniken und das verwendete Material erfahren.Hintergrundinformationen über den Berufsstand des Stickers, die Entstehung und Verwendung einer Stickerei sowie deren Auftraggeber geben weitere Einblicke in das Stickereihandwerk im späten Mittelalter.