Im Mittelalter gehörten Schuhe zu den häufigsten Erzeugnissen des Leder verarbeitenden Gewerbes. Dies ist nicht erstaunlich, da die Schuhmacherei bei der gesamten Lederverarbeitung den zahlenmäßig bedeutendsten Produktionszweig darstellte. Bei archäologischen Grabungen kommen Schuhe oder Teilfragmente immer wieder zum Vorschein obwohl sich Leder als Naturprodukt im Boden verhältnismäßig schnell zersetzt. Ebenso führten die schlechten Straßen- und Wegeverhältnisse sowie die verhältnismäßig einfache Konstruktion der Schuhe zu einem raschen Verschleiß des Schuhwerks und somit zu einer erhöhten Nachfrage.
Wer nicht in der Lage war sich neue Schuhe anzuschaffen, brachte die alten Schuhe zum Flickschuster oder reparierte sie eigenhändig, was durch zahlreiche archäologische Schuhfunde belegt ist. Die Kurzlebigkeit des Schuhwerks und die damit verbunden hohe Zahl an Funden bieten der Archäologie die besten Voraussetzungen mehr über Stilentwicklungen, Fertigungstechniken, Modeerscheinungen und das Handwerk zu erfahren. Auch was den sozialen Stand der Träger oder die Gesundheitszustände der Füße anbelangt, lassen sich aus den Funden viele Informationen heraus lesen.
Hier haben Besucher einen Einblick in das mittelalterliche Schusterhandwerk. Sie erfahren etwas über die Rolle der Schuhmacher und Flickschuster, über strenge Zunftregeln, Schuhmode, Materialbeschaffenheit und Zweckmäßigkeit der Schuhe. In einer kleinen Schusterwerkstatt kann der interessierte Zuschauer erleben, wie ein neuer Schuh entsteht. Wir zeigen die Vielfalt mittelalterlichen Schuhwerks, wie dicht die Schuhe waren und die zahlreichen Besonderheiten einzelner Schuhtypen.
